Konzerthaus: Rudolf Buchbinder ehrt den Jahresregenten
Mai 15th, 2009 by admin
15. Mai 2009
Konzerthaus: Rudolf Buchbinder ehrt den Jahresregenten
Diesmal hat sich Rudolf Buchbinder für seinen Auftritt im Wiener Konzerthaus etwas Besonderes einfallen lassen. Schließlich gilt es, im Haydn-Gedenkjahr an den Komponisten zu erinnern. Erinnern? „Ja“, sagt Buchbinder, „denn Haydn ist in Wahrheit der große Unbekannte unter den Klassikern. Für mich der unterschätzteste Komponist überhaupt. Ich sage immer: Hätte er nur neun Symphonien geschrieben und nicht über 100, dann würde er nicht als Fließbandmeister abqualifiziert, sondern als einer der Allergrößten gelten. Leider wird er nach wie vor von Musikern zum Einspielen am Konzertbeginn missbraucht. Auch von Orchestern.“
Am Flügel demonstrierte Buchbinder, wie die stilistischen Funde Haydns dem Nachfolger Beethoven Türen in unwägbare Assoziationswelten geöffnet haben. Die stupende technische Virtuosität des Pianisten, die sich an heiklen Passagen wie den Akkordketten im Finale des op. 2/3 makellos beweist, steht heute ganz im Dienst der ahnungsvollen Ausleuchtung kompositorischer Finessen. Sechzehntelläufe perlen präzise dahin, doch sind auch die rasantesten von ihnen eingebunden in lebendige melodisch-harmonische Entwicklungen, die, mit stilsicheren Rubati modelliert, nie den Effekt, sondern stets das musikalische Ganze vor Augen haben.
In den empfindsamen Passagen herrschte bei Buchbinder ein farbenreich differenzierter Erzählton – spannungsgeladen, fesselnd. Am Ende fühlte sich das Publikum überreich beschenkt.
© Foto: buchbinder.net
Nach dem Konzert:
Gutgelaunt und wohlintoniert konzertierte Rudolf Buchbinder gestern abend im Wiener Konzerthaus – entfesselt und souverän. Stimmige Höhepunkte setzte der Pianist vor allem in den Adagio-Sätzen der Beethoven-Sonaten. Gewaltig und berührend interpretierte Buchbinder mit erhabener Klavierspieltechnik. Balanceübungen im Höllentempo wurden in den schnellen Sätzen brillantest zu Gehör gebracht. Das Publikum forderte mehr und bekam ein Beethoven-Sonaten-Scherzo und das Finale der Pathetique als Zugabe. Buchbinder verzauberte an diesem Abend (wieder einmal) mit der Grandezza eines Ausnahme-Pianisten.